Gartenheim
Potentialanalyse: Ertüchtigung von Kleingartenanlagen für dauerhafte Wohnzwecke
Berlin verfügt über 900 Kleingartenanlagen mit insgesamt 70.000 Parzellen. Ihre Gesamtfläche von 3.000 ha nimmt rund 3% der Stadtfläche ein. Keine vergleichbare Metropole besitzt eine so große Anzahl an privat nutzbaren Gärten im unmittelbaren Einzugsbereich der Innenstadt. Sie bilden eine historisch gewachsene, kulturelle, soziale und ökologische Ressource und könnten Raum für ca. 50.000 neue Haushalte mit bis zu 100.000 Einwohnern bieten.
Es wird vorgeschlagen, diese Parzellen für dauerhafte Wohnzwecke zu ertüchtigen, ohne dass ihre grüne Identität verloren geht. Hierfür bleibt die vorhandene Parzellen- und Bebauungsstruktur der Laubenkolonien erhalten. Nur durch geringfügige Ergänzungen räumlicher und infrastruktureller Art wird permanentes Wohnen ermöglicht.
Drei Viertel der Kleingartenparzellen sind Eigentum des Landes Berlin. Durch eine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen kann permanenter Wohnraum mit einer privaten Gartenparzelle in innerstädtischer Lage für jedermann geschaffen werden. Die bisher nur temporär und zur Freizeit genutzten Kleingartenanlagen werden zu neuen urbanen Orten in der Stadt und bilden einen Gegenpol zum klassischen, mehrgeschossigen Wohnungsbau.
Auf der Grundfläche der Gartenlauben entstehen ein- bis zweigeschossige Einheiten, die Wohnraum für ein bis vier Personen bieten. Bei den künftigen Nutzern wird dabei ein Umdenken hinsichtlich der heute geltenden Wohnstandards vorausgesetzt. Im Gegenzug wird den Bewohnern unmittelbar Zugang zu Garten, Natur und einer Nachbarschaft geboten. Durch Auslagerung von Funktionen in zentrale Gemeinschaftslauben (Sharing) können weitere Flächen und Ressourcen eingespart werden. Auch wäre es denkbar, in geringem Maße öffentliche und gewerbliche Einrichtungen in den Gartenanlagen unterzubringen. Das Tauschen oder der Verkauf der selbst erzeugten Lebensmittel kann hierfür ein Ausgangspunkt sein.
Die Kleingärten würden sich neben ihrer Funktion als Freizeit- und Erholungsort zu neuartigen innerstädtisch-dörflichen Quartieren entwickeln. Sie blieben jedoch trotz der Nutzungserweiterung zum permanenten Wohnen ein wichtiges ökologisches Element der Stadt. Die vorgeschlagene Maßnahme würde die Gartenkolonien im öffentlichen Bewusstsein sichtbar werden lassen. Dies könnte bei zunehmendem Druck auf den Immobilienmarkt die Flächen der Gartenkolonien vor einer kompletten Umwidmung schützen und Ihre wichtige Funktion für das Stadtklima stabilisieren.
Standortkarte der vorhandenen Kleingartenanlagen, Berlin und Umland
Typologien in bestehenden Kolonien, 2016
Lageplan mit integrierter Pionierbebauung zur permanenten Nutzung
Erlaubte Dachformen und Höhe der Lauben
Vorschriften über Größe und Bebauung der Laubenparzellen
Dichtestudie
Grundrissvariationen und Module
Wohnraum mit öffentlichen und gewerblichen Funktionen (Gebäudetypen 5, 6 und 1)
Gebäudetyp 1 mit offener und geschlossener Fassade
Gebäudetyp 2
Interieur mit multifunktionalem Mobiliar
Interieur mit wandorientiertem Mobiliar
Programm | Günstiger Wohnraum und seine Implementierung in die soziale Stadt |
Status | BDA Entwurfsforum |
Ort | Berlin, Deutschland |
Leistungen | Programmanalyse, Strategische Entwicklung, künstlerisches Konzept, Entwurf, Visualisierung |
Auszeichnung | 1. Preis im Wettbewerb “Stadt im Wandel – Stadt der Ideen” – August 2014 |
Ausstellung | Beitrag im Deutschen Pavillon der Architekturbiennale Venedig, 27.05. - 27.09. 2016 Beitrag in der Ausstellung: "Sozialer Wohnungsbau Berlin", 40/40, BDA Galerie Berlin, 23.09. - 24.10.13 |
Datum | 2013 |
Presseartikel: Arch+
Presseartikel: Detail Architekturportal